116 REEDEREI JÜNGERHANS

Layout 1

www.juengerhans.de

 

116_Reederei Juengerhans_1

Reederei Jüngerhans

Juengerhans_302


 Aus der Geschichte:

Die Familie Jüngerhans ist seit mehreren Generationen eng mit der Schifffahrt in Haren verbunden. Zu den Vorfahren gehörten die legendären Kapitäne Jüngerhans, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Emspünten-Schifffahrt aufgaben und sich mit ihren Spitzpünten auf die raue See wagten. Sie wurden Küsten- und Seeschiffer, die zuerst über die Watten nach Hamburg und Rotterdam segelten und später die gesamte Nord- und Ostsee bis nach Petersburg hinauf befuhren.

116_35

Spitzpünte MARIA REGINA    Foto: Familie Jüngerhans

Johann Rudolph Jüngerhans (geb. 1834) war einer der ersten berühmten See­fahrer Ha­rens; er besaß das Segelschiff „CHRISTINE ENGELINE“.  Sein Sohn Heinrich Jüngerhans (geb. 1865) begann als 14-jähriger am 2. Juli 1879 seine Seemannsausbildung auf dem Segler seines Vaters. An diesem Tag ging er in Papenburg an Bord und blieb 40 Monate bis zum 15. Dez. 1882 auf diesem Schiff.

116_36

Adelheid und Stephan Jüngerhans mit den Kindern Hermann, Heinrich und Maria

Am 22. Febr. 1883 wurde er Bestmann auf dem Segelschiff „MARIA REGINA“, die seinem Onkel Heinrich Ru­dolph Jüngerhans (geb. 1836) gehörte, der im Hasenkamp 54, heute Emsstraße 27 wohnte und der den Beinamen „Hinnum“ hatte. Später begab er sich noch auf das Segelschiff „VIRGO MARIA“. Eigner des Seglers war sein Onkel Rudolf Jüngerhans. Anschließend fuhr er auf dem Segelschiff „HERMANNUS“. Sein Bruder Hermann war Eigentümer des Schiffes.

116_39

Motorsegler „MARIA“ unter Segel in der Nordsee    Foto: Margret Riddering

Nach dem Bau der ersten Emsbrücke im Jahre 1873 errichtete Heinrich Jüngerhans im Jahre 1893 in der neuen Schiffersiedlung jenseits der Ems ein Wohnhaus.

Ende Juni 1931 erwarb er vom Schiffer Timotheus Kiepe, Oststraße 5, den Motorsegler „MARIA ALEXANDER“. Das Schiff war 1927 auf der Werft Gebr. van Diepen als Kasko gebaut worden und hatte 1928 einen 70 PS starken Bolnes Glühkopfmotor erhalten. Heinrich Jüngerhans nannte das Schiff „MARIA“, nach dem Vornamen seiner Frau Maria, geb. Wessels.

116_37

Heinrich und Maria Jüngerhans,
geb. Wessels
Foto: Familie Jüngerhans

Es wurde als Schiff mit Hilfsmotor, mit einem Mast und festem Deck im Seeschiffsregister geführt. Kapitän des Schiffes wurde sein Sohn Stephan Jüngerhans (geb.1908), der am 16.04. 1931 auf der Seefahrtsschule in Leer sein Kapitänspatent erworben hatte. Die „MARIA“ fuhr vom Ruhrgebiet und vom Rhein nach Berlin, Pillau, Königsberg und Tilsit. Nach Berlin wurde oft Getreide transportiert, wobei bei gutem Wasserstand die Fahrt über die Elbe und Havel, sonst über Stettin und den Finowkanal ging.  Die Ladung für Königsberg bestand auf der Hinfahrt aus Briketts von Weßling am Rhein, auf der Rückfahrt oft aus Mehl in Säcken, das von der Besatzung selber gestaut werden musste. Während des Krieges war das Schiff zeitweise von der Kriegsmarine beschlagnahmt, um Kriegsgüter zu transportieren.

Im Jahre 1961 ließ Kapitän Stephan Jüngerhans auf der Lühring Werft in Brake ein neues Schiff bauen, das er nach dem Namen seiner Frau Adelheid, geb. Kiepe „A.JÜNGERHANS“ nannte. Das Schiff war in der Skandinavien-Fahrt eingesetzt, Hauptfrachtgut war Schnittholz zu den holländischen Kanälen. Die Rückladung bestand aus Salz von Hengelo, aus Dachziegeln von Alphen und aus Silbersand von Maastrich für eine Porzellan- und Steingutfabrik in Helsinki. Kapitän war zunächst Heinrich Jüngerhans und ab 1963 sein Bruder Hermann, die bereits Anfang der 60er Jahre ihre Kapitänspatente in Leer erworben hatten.

116_45

Adelheid und Stephan Jüngerhans    
bei der Taufe der STEFAN J (1965)

Die Kapitäne Heinrich Jüngerhans (geb. 1940), Poststraße 20 und Hermann Jüngerhans (geb. 1942), Treidelweg 52, waren Söhne des Kapitäns Stephan Jüngerhans, Emmelner Straße 6. Schon früh wurden sie von ihrem Vater mit der Schifffahrt vertraut gemacht.  Auf den Schiffen der weitläufigen Familie durchliefen sie die einzelnen Ausbildungsphasen ihres Berufes. Harte körperliche Arbeit war in den Anfangsjahren gefragt. Mit dem Aufstieg vom Matrosen über den Steuermann bis zum Kapitän eines Schiffes stieg stetig der Grad der Verantwortlichkeit. Gleichzeitig sollte dies aber auch die Einstellung zum Beruf und zur Familie prägen.

116_34

A. Jüngerhans  (Bauj. 1961, 300 tdw)    Foto: Reederei Jüngerhans

1964 gründeten die Söhne zusammen mit ihrem Vater die Firma „Stephan Jüngerhans und Söhne“ als OHG. Mit einem „zinslosen“ Kredit von ihrem Vater konnte 1965 bei der Lühring Werft in Brake die „STEFAN J“ in Auftrag gegeben werden. Kapitän des Schiffes wurde Heinrich Jüngerhans. Bereits ein Jahr später lief die „ADELE J“ in Oberwinter vom Stapel, benannt nach dem verkürzten Vornamen der Mutter. Dieses Schiff wurde von Kapitän Hermann Jüngerhans geführt.

116_32

ADELE J  (Bauj. 1979, 2.650 tdw)    Foto: Reederei Jüngerhans

In der Meppener Tagespost aus jenen Tagen war zu lesen:
„Beim symbolischen Flaggenwechsel, zu dem zwischen Rheinbrohl und Brohl die Anker geworfen worden waren, stimmten die Harener ihr Leib- und Magenlied an: Wie London an der Themse, so liegt Haren an der Emse. Und manchen Spaß gab es auch angesichts der Harener Eigenart, das „H“ dort wegzulassen, wo es hingehört, und es auszusprechen, wo es nichts zu suchen hat: In Arn an de Hemse läegt de Aöhner de dicksten Haeier.“

Zum Ende der 60er Jahre mussten aufgrund des großen Kapitalbedarfs für den Neubau eines Schiffes die alten Betriebsformen der Partikulierschifffahrt aufgegeben werden.

116_41

Kapitän Heinrich Jüngerhans
Foto: Reederei Jüngerhans

116_44

Kapitän Hermann Jüngerhans
Foto: Reederei Jüngerhans

116_42

Maria Jüngerhans
Foto: Reederei Jüngerhans

Die „STEPHAN J“ als erstes KG-Modell der Gebrüder Jüngerhans wurde im Jahre 1971 gebaut. Sie wurde mit 40% Fremdkapital auf der Werft Martin Jansen in Leer erbaut. Immerhin kostete der 60 Meter lange Shelterdecker damals bereits 1,2 Millionen DM. Eingeworben wurde das Kapital ohne Prospekt und im Wesentlichen per Handschlag.

Im Laufe der nächsten Jahrzehnte fand dann ein rasanter Wandel innerhalb der Jüngerhans Gruppe statt. Zahlreiche Mehrzweckfrachter, Ro/Ro Schiffe und Containerfrachter wurden bei den verschiedensten Werften weltweit in Auftrag gegeben. Neue Partnergesellschaften wurden gegründet. Ein kleiner Ausschnitt möge diese imponierende Entwicklung verdeutlichen.

116_31

HYDRA J  (Bauj. 1999, 5.500 tdw, 525 TEU)    Foto: FotoFlite inc. Skyfotos

Am 29.08.1979 berichtete die Meppener Tagespost:
„Jungfernfahrt der ‘ADELE J’ in der Kieler Förde. Das Schiff ist modern und weltweit einsatzfähig… . Die Besonderheit des neuen, 92 Meter langen und 18 Meter breiten Schiffes ist die am Bug befindliche Brücke, die die Übersicht nach vorn wesentlich erleichtert und es gestattet, an Deck Container in Zweierreihen übereinander zu stapeln. Man bezeichnet diesen Typ als Ro/Ro Schiff. Die ‘ADELE J’ kann sowohl über die beiden Kräne mit 25 t Tragkraft als auch durch die acht Meter breite Heckklappe gleichzeitig beladen werden. Das bewirkt eine Verkürzung der Hafenliegezeiten, und man kann auch in Häfen Ladung aufnehmen, die über keinerlei Ladegeschirr verfügen.“
Im Jahre 1980 gründete man die Sirius-Schifffahrtsgesellschaft. Bereits im Oktober 1980 wurde die „HERM J“ von der Gattin des Reeders Hermann Jüngerhans auf der Cassens Werft in Emden getauft. Das Schiff war ein Mehrzweckfrachter mit einer Tragfähigkeit von 3020 tdw. Bei der Übergabe sprach der Emdener Bürgermeister Meyer:

„Unternehmerische Initiative, qualifizierte Arbeit der Werft sowie Hilfen von Bund und Land haben ein gelungenes Werk geschaffen.“

Am 11.10.1982 stand in der Meppener Tagespost unter dem Artikel „Ein Bote vom Emsland auf allen Weltmeeren“:
„Hol nieder Werftflagge! – Ein 20 Millionen-Projekt wird seinem Besitzer übergeben. Die STEPHAN J, ein Mehrzweckfrachter aus Haren, wird in Zukunft die Route von den großen Nordseehäfen nach Nordafrika befahren. Das Neuartige ist, dass sowohl konventionelle Ware als auch Container befördert werden können und dass über eine Rampe am Heck des Schiffes die Lastkraftwagen den Frachter direkt befahren können.“

In der örtlichen Presse vom 1.07.1985 war zu lesen:
„Dokument für typischen Wagemut der Harener Schifffahrtstreibenden. Taufe und Übergabefahrt der HEINRICH J. Die ‘WEGA-Schifffahrtsgesellschaft’ übernimmt das 117 Meter lange und für die Containerschifffahrt (574 TEU) vorgesehene Fahrzeug. Das Auftragsvolumen für den Neubau belief sich auf 32 Millionen.“

Im Jahre 1997 hatte die Reedereigruppe Jüngerhans einen Bestand von 20 Schiffen. Zwei sehr große Containerfahrzeuge wurden in jenen Jahren von der Wismarer MTW-Werft abgeliefert.

Die Meppener Tagespost vom 21.04.1997 hielt fest:
„Nach über 100 Jahren befährt wieder eine HELENE J die Meere. Vor 107 Jahren wurde für den Großvater der Harener Reeder Heinrich und Hermann Jüngerhans das Segelschiff HELENE gebaut… . Jetzt wird wieder ein auf den Namen HELENE J getauftes Schiff den beiden Enkeln übergeben. Zusammen mit ihr wurde auch das Schwesterschiff KLAUS J getauft. Das Taufzeremoniell vollzogen die beiden Ehefrauen der Reeder. Bei den Täuflingen handelt es sich um Containerfrachter des Typs BV 1900 mit einer Tragfähigkeit von 26.200 Tonnen. Ein für alle bewegender Augenblick, als zu den Klängen der Nationalhymne die am hohen Mast wehende Flagge der Werft eingeholt und durch die der in Haren ansässigen Reederei ‘Astor Schifffahrtsgesellschaft’ ersetzt wurde. Beide Neubauten repräsentieren eine Gesamtinvestition von 167 Millionen DM.“

Heute lautet der offizielle Name des Familienbetriebes „Jüngerhans & Co. Reedereiverwaltung“. Man ist an den verschiedensten Gesellschaften beteiligt.

Seit den Anfängen haben sich die Aufgaben der Brüder Heinrich und Hermann Jüngerhans stark verändert. Waren beide in den Anfangsjahren ausschließlich Kapitäne auf einem Schiff, so betreuen sie heute einen Reedereibetrieb mit 37 modernen Schiffen. Sie beraten die Anleger bei der Auswahl des Schifftyps und seiner Details. Dabei bringen sie nicht nur ihre nautischen Kenntnisse ein, sondern ebenfalls ihre Erfahrung mit den Bedürfnissen der Charterer. Wer, wie einige Jüngerhans Schiffe, im Schwergutgeschäft steckt, muss besonders viel vom Schiffbau, von Krängungswinkeln beim Arbeiten mit schwerem Geschirr, von Ladungssicherheit und Staumöglichkeit verstehen.

116_8

Auszug aus Band II

Die Firmengeschichte der Reederei Jüngerhans geht bis in das 19. Jahrhundert zurück, als der Großvater der Reeder Heinrich und Hermann Jüngerhans mit dem Segelschiff „HELENE“ mehrere Atlantiküberquerungen unternahm. Sowohl Johann Rudolph Jüngerhans (*1834) als auch Heinrich Rudolph Jüngerhans (*1836) waren mit ihren Spitzpünten „CHRISTINE ENGELINE“ und „MARIA REGINA“ eng mit der Seeschifffahrt in Haren verbunden.

1931 Kapitän Heinrich Jüngerhans (*1865) erwarb 1931 den Motorsegler „MARIA“.

1961 Kapitän Stephan Jüngerhans (*1908) ließ 1961 auf der Lühring Werft in Brake die „A. JÜNGERHANS“ bauen.

1964 In diesem Jahr gründeten seine Söhne Kapitän Heinrich und Kapitän Hermann Jüngerhans mit ihrem Vater  die Reederei „Stephan Jüngerhans & Söhne“ als OHG; die „STEFAN J“ und „ADELE J“ wurden in Fahrt gesetzt. Es waren die letzten Schiffe mit traditioneller Finanzierung: Angespartes Eigengeld und­/oder Erlös eines Altschiffes plus Bankendarlehen.

116_33

STEFAN J (Bauj. 1965, 400 tdw)    Foto: Reederei Jüngerhans

1971 Der 299 BRT-/ 888-tdw-Schutzdecker „STEPHAN J“ war das erste Kommanditgesellschafts-Modell der Gebrüder Jüngerhans.

1979 In diesem Jahr wehte die blau-weiße Jüngerhans-Flagge auf dem 999 BRT vermessenen Vielzweckfrachter „ADELE J“. Das 2.636 Tonnen tragende Schiff verfügte über Stellplätze für 260 TEU und besaß eine Heckklappe zur Übernahme rollender Ladung.

1980-1995 Es fand ein rasanter Wandel innerhalb der Jüngerhans-Gruppe statt. Zahlreiche Mehrzweckfrachter, Ro/Ro-Schiffe und Containerfrachter wurden bei den verschiedensten Werften weltweit in Auftrag gegeben und kamen für Beteiligungsgesellschaften in Fahrt, deren Namen die Bezeichnungen Wega, Sirius, Mare und Astor beinhalten. Die Abstände zwischen den Neubauten wurden immer kürzer, die Schiffe selbst immer größer.

116_38

MIRA J (Bauj.1997)            Foto: FotoFlite incorporating Skyfotos

116_40

Schwergutschiff LYRA J            Foto: FotoFlite incorporating Skyfotos

1996 In diesem Jahr wurden die geschäftlichen Aktivitäten durch die „Jüngerhans & Co. Reedereiverwaltung“ zusammengefasst. Gleichzeitig wagte man mit den Schiffen „HELENE J“ und „KLAUS J“ den Schritt in eine neue Schiffsgröße (1.900 TEU). In den nächsten 4 Jahren gingen 12 größere Containerschiffe für die Reederei in Fahrt.

2000 Der Generationswechsel wurde mit der Gründung der „Jüngerhans Maritime Services GmbH & Co. KG“ auch rechtlich eingeleitet. Geschäftsführer sind Stefan und Herm Jüngerhans. Diese Gesellschaft übernimmt in Zukunft die Reedereitätigkeit für die Schiffe der Jüngerhans-Flotte. Die Reederei orderte sieben Schwergutschiffe, deren Kräne im Kombibetrieb bis zu 400 Tonnen heben können.

2000-2004 Die Zusammenarbeit mit der Werftengruppe des Bremer Unternehmers Detlef Hegemann wurde intensiviert; die Rolandwerft lieferte 12 Containerschiffe in der Größenordnung von 15.000-18.000 tdw. Wegen der Übersichtlichkeit des Volumens wird diese Größe vom Management der Reederei bevorzugt. Durch Kooperationen und Unternehmensbeteiligungen rund um den Schiffsbetrieb erweitert sich die Unternehmensgruppe ständig. So wird die eigene Marktposition gefestigt und neue Betätigungsfelder werden erschlossen.

116_43

Herm und Stefan Jüngerhans    Fotos: Reederei Jüngerhans

Einen neuen Schwerpunkt kristallisierte sich dabei z.B. im Bereich der 700-TEU-Klasse heraus. Am europäischen Chartermarkt zeigte sich tendenziell eine steigende Nachfrage nach Schiffen mit Stellplätzen für Container besonderer Abmessung wie z. B. dem 45-Fuß-Container. Was bisher nur sehr selten verwendete Containermaße darstellte, etabliert sich mehr und mehr im Bereich innereuropäischer Verkehre. Die Reederei Jüngerhans trägt dieser Entwicklung Rechnung, indem der bewährte 700 TEU Standard Schiffstyp technisch angepasst wurde. Die jüngsten Schiffe der Hegemann-Serie sind somit für den Transport dieser Container optimiert.

116_30

Geschäftsleitung der Reederei Jüngerhans                                        
v.l.: Stefan, Heinrich, Maria, Hermann und Herm