208 PÜNTE EMS

Chronologie zur Harener Püntenschifffahrt

In mehreren Beiträgen des Heimatvereins Haren, in zahlreichen noch nicht näher gesichteten Unterlagen des Staatsarchivs Osnabrück, aber auch in überörtlichen Veröffentlichungen wie in der „Schriftenreihe des Kreisheimatbundes Steinfurt 9“ durch Volker Innemann wird über die Bedeutung der Harener Püntenschifffahrt berichtet: 11. Jh. reger Warenverkehr zwischen Emden und Westfalen über die Ems, die 9. Küre des „Friesischen Landrechts“ bezeichnet die Ems als eine der sieben freien friesischen Straßen um 1200werden Pünten gestakt 1252 die münsterischen Bischöfe erwerben die Landeshoheit über die westfälischen und friesischen Länder an der mittleren und unteren Ems 13./14. Jh. die münsterischen Bischöfe sichern den Emsverkehr durch die Anlage befestigter Marktorte, Burgen und Zollstätten; der endgültige Typ der getreidelten Emspünte bildet sich heraus 1400 Haren ist ein bedeutender Handelsort und auch Sitz eines Go-Gerichtes; die Püntenschifffahrt gewinnt für die  Ortsgeschichte eine prägende Bedeutung 1418 Emden setzt nach und nach den Stapelzwang für die Emsschifffahrt durch. Der Verkehr wird auf die oberhalb von Emden gelegenen Gebiete der Ems beschränkt, so dass der Frachtverkehr teilweise von der Ems abwandert 1555 die Bauern von Greven beschweren sich bei ihrem Landesherren über die Harener Püntker, deren Pferde das Gras der Wiesen zertreten.

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Die Harener Püntker rechtfertigen sich in einem Brief an den Fürstbischof, dass sie seit „undenklichen Zeiten“ diesen Weg als Treidelpfad benutzt haben. 1573 münstersche Püntker aus Rhede und Haren bringen 1 Million Pfund (500 t) norwegischen Stockfisch aus Bergen von Emden nach Meppen 1575 in einer Urkunde werden 37 Harener Püntker aufgelistet, die auch im Gerichtsbezirk Haren wohnen 1583 eine Püntkerordnung gibt dem Warentransport der Emsschifffahrt den erforderlichen rechtlichen Rahmen; der ostfriesische Graf Johann errichtet in Halte eine Zollstelle. Der bisher in Rhede oder Halte übliche Warenumschlag wird zum Umladezwang an der politischen Grenze der beiden Emsuferstaaten. Die bislang durchgehende Wasserstraße wird in zwei Teilstrecken zerschnitten. 1618-48 Dreißigjähriger Krieg. Die Emsschifffahrt kommt fast zum Erliegen. Starke Abholzungen im Emsland lassen den Wasserstand der Ems extrem sinken. Um 1648 Rhede wird größtenteils zerstört und gibt nach und nach die Emsschifffahrt auf.

1651 in Haren sind 22 Püntker registriert; sie werden im Allgemeinen von den Hand- und Spanndiensten wegen ihrer sonstigen Verpflichtung gegenüber dem Landesherrn freigestellt (Transport von Gütern, insbesondere in Kriegszeiten). 1665 erster münsterisch/ holländische Krieg. Die Pünten transportieren Soldaten und Nachschub 1736 Harener Püntker bitten die münsterische Regierung um Heraufsetzung ihrer Entschädigungen für die Diensttransporte zur Baustelle des Jagdschlosses Clemenswerth 1761 die Harener Püntker verlieren ihr Schiffsmonopol, als die englische Heeresverwaltung den Püntkern lediglich die stark versandete Emsstrecke von Meppen bis Rheine zugesteht. Auf der Strecke Halte nach Meppen werden Papenburger Tjalken eingesetzt 1780 im englisch/ holländischen Krieg wird die Neutralität der Ems streng anerkannt. Der Fluss ist für den gesamten Handelsverkehr frei, so dass es zu einer Flut von Handelsartikeln kommt, die durch die Pünten transportiert werden. Harener Püntker gelten als die „große Spedition“ auf der Ems 1804-1810 in der Zeit der Kontinentalsperre kommt die Emsschifffahrt fast gänzlich zum Erliegen 1807-1814 Haren unter französischer Verwaltung; 1811 gibt es 33 Pünten, auf denen 93 Personen gefahren sind 1815 kommt es zum Emsvertrag zwischen Hannover und Preußen. Ostfriesland, Emden und der Emsstrom bis Salzbergen gehen an Hannover, die Oberems mit Westfalen an Preußen. 1820 verpflichtet sich Hannover zur Schiffbarmachung der Ems mit einer durchgehenden Wassertiefe von mindestens 3 Fuß (0,924 m) 1823-1828 im Rahmen des Abkommens mit Preußen baut Hannover die Schleusen und Stauwerke in Hanekenfährund Listrup; 1827 beginnt der Bau des Emsseitenkanals von der Hasemündung bei Meppen bis nach Hanekenfähr 1830-1840 jährlich passieren ca. 200 Pünten die Listruper Schleuse.

In Greven holen 27 Püntenschiffer aus Haren eine Ladeerlaubnis 1843 Preußen verpflichtet sich den Oberlauf der Ems ab Rheine schiffbar zu machen. Das Vorhaben gelingt später nicht ganz; es können nur kleinere Pünten verwendet werden 1850 Haren besitzt 80 Pünten der Größen zu 50 u. 100 Tonnen 1856 Eröffnung der Hannoverschen Westbahn. Die Konkurrenz der Eisenbahn wird immer stärker; ein Verfall der Frachtenrate erfolgt. Viele Püntker geben ihren Beruf auf 1858 der neue Tarifvertrag der Harener Emsschiffer wird nicht genehmigt 1874 in einer stürmischen Herbstnacht werden mehrere Harener Pünten im Dollart vernichtet. Es kommt im nächsten Jahr zur Gründung der Schiffsversicherung auf Gegenseitigkeit „Amisia“.

1878 wird der Haren-Rütenbrock-Kanal fertiggestellt. 1892 kann auch der Süd-Nord-Kanal ab Nordhorn vollständig befahren werden 1892-1899 Harener Pünten werden in großem Umfang zum Bau des Dortmund-Ems-Kanals eingesetzt; ihre Ladung besteht hauptsächlich aus Sandsteinen und Weiden 1910 große eiserne Schleppkähne bedrohen mehr und mehr die Harener Püntker. Die Kanalpünten werden zu Schleppzügen zusammengeschlossen. Das Treideln wird eingestellt. 1939 in Haren gibt es noch 30 Holzpünten1958 die Abschlussreise der hölzernen Pünte „THEA“ 1982 mit dem eisernen Nachbau der HAREN 1 wird der Grundstein für das Harener Schifffahrtsmuseum gelegt.

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Harener Altschiffer auf dem Nachbau der HAREN 1
unter anderem (v.l.): Johann Cramer, Otto Müller, Gerhard Schepers, Johann Held, Hubert Schepers, Johann Schepers, Adolf Cordes, Heinrich Schepers, Stefan Gerdelmann, Heinrich Kiepe, Rudolf Koormann, Gerd Cloppenburg, Hermann Otten, Hermann Kiepe, Theodor Gerdes, Heinrich Dopp, Hermann Koormann, Gerhard Hermsen, Hans-Bernd Schepers, Stefan Gerdelmann
Foto: Rudolf Koormann