185 REEDEREI GERDES GRUPPE

Aus der Geschichte:

Der Schiffer Josef Gerdes (geb.1896), Oststraße 31, war ein Sohn des Maurers Gerhard Gerdes, Burggraben 2. Im Volksmund führte die Familie den Beinamen „Muken“. Ebenso wie seine Brüder Johann (geb. 1886), Georg (geb. 1888), Wilhelm (geb.1893) und Rudolf (geb.1899) erlernte er den Schifferberuf. Vom Schiffer Heinrich Otto Schepers kaufte er 1930 das Motorschiff „GEBINA“. Er nannte das Schiff „GESINA“ nach dem Vornamen seiner Frau, geb. Sibum.

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Josef und Gesina Gerdes (um 1920)
Foto: Johann Gerdes

Die „GESINA“ war ein Wattschiff, das auf dem Rhein und den westdeutschen Kanälen zu den Ostfriesischen Inseln fuhr. Es wurde vom S.T.V. Haren betreut. Josef Gerdes war dort Mitglied. Im 2. Weltkrieg wurde das Schiff für die Organisation „Todt“ eingesetzt und transportierte Kies für den Bau der Küstenverteidigung.

Kapitän Gerhard Gerdes (geb.1922) war der Sohn des Schiffers Josef Gerdes. Nach dem Schulabschluss ging er ebenso wie sein Bruder Johann als Schiffsjunge an Bord seines Vaters. Im Jahre 1943 erwarb er nach dem Besuch der Seefahrtsschule in Leer das Patent des Kapitäns und übernahm am 1.03.1963 das durch seinen Vater gekaufte Schiff „CORMORAN“. Kapitän Gerhard Gerdes nannte das Schiff nach den Vornamen seiner verstorbenen Schwester und seiner Frau Helene, geb. Held, „MARIA LENA“.

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MARIA LENA auf Kanalfahrt um 1962 (Foto: Familie Gerdes)

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Kapitän Gerhard Gerdes an Bord der MARIA LENA um 1959
(Foto: Familie Gerdes)

Das Schiff fuhr in der Küstenfahrt vom Rhein nach Südschweden und Dänemark. Häufige Ladegüter waren Bandstahl in Coils, Salz oder Wasserglas, während aus Schweden Holz und Zellulose nach Deutschland gebracht wurden. Im Jahre 1968 erlitt das Schiff einen Maschinen­schaden und wurde verkauft.

Von der Witwe des Kapitäns Johann Schepers erwarb Kpt. Gerhard Gerdes 1968 das MS „ST. ANTONIUS“. Da das Ehepaar Gerdes die Vonamen Gerhard und Helene trugen, nannte sie das neue Schiff der Familie „GERLEN“.

Das Schiff befuhr haupt­sächlich die Nord- und Ostsee sowie die Flüsse Rhein und Seine mit Holzprodukten, Eisen und Stückgut. Am 9.07.1972 wurde das Schiff gerammt und ging unter. Die Besatzung des Schiffes konnte sich retten.

Im Jahre 1973 kaufte Kapitän Gerhard Gerdes das Motorschiff „URSEL B“, die ehemalige „SALVA NOS“ des Kapitäns Adolf Held. Auch diesem Schiff wurde wie dem untergegangenen Schiff der Name „GERLEN“ gegeben. Es wurde in der Wattfahrt zu den Ostfriesischen Inseln eingesetzt.

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Musterrolle der MARIA LENA vom 6.10.1955 · Innenseite des Heuervertrages: Kapitän Gerhard Gerdes, Steuermann Hans Held, Jungmann Rolf Wilms und Helene Gerdes. Ferner befinden sich an Bord die Kinder der Eheleute Gerdes: Josef Gerdes, geb. am 8.12.1950 und Gerhard Gerdes geb. am 19.10.1952
(Bildvorlage: Reinhard Wessels)