121 HAREN 35

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Haren 35

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Hermann Wessels auf der Pünte HAREN 35

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Postkarte: Emsbrücke mit dem Harener Lied von M. Seling           
(Bildvorlage: Dr. Thediek, Nordwalde)

Zur Geschichte:

Die Ems als natürliche Wasserstraße war schon den alten Römern bekannt. Im Feldzug gegen die Cherusker wurde sie von den Römern für den Transport der Truppen und des Nachschubs benutzt. Auch in den folgenden Jahrhunderten sind immer wieder Nachrichten über die Ems bekannt geworden. Über den Zustand des Flusses in diesen früheren Zeiten sind wir aber auf Vermutungen angewiesen. Es gilt als sicher, dass die Ems damals wasser­reicher war als heute. Den Normannen war es mehrmals möglich gewesen, die Emsbiegungen aufwärts zu fahren:  Dörfer wurden überfallen und ausgeplündert.

Für eine Schifffahrt auf der Ems lieferten im 9. und 10. Jahrhundert die Waren- und Naturalienleistungen der zahlreichen friesischen Besitzungen an ihre geistlichen Zentren in Münster, Verden und Fulda die erforderlichen Frachten. So wurde die Ems als eine der sieben freien „Friesischen“ Straßen bezeichnet, auf der sich der Warenverkehr hauptsächlich vollzog.

Auch Diepenbrock berichtet: „Der Handelsverkehr zwischen Friesen und Emsländern muss um 1300 schon recht rege gewesen sein. Die Ems wimmelte von kleinen und großen Fahrzeugen. Diese fuhren mit vollen Segeln bis an die Stadt Meppen heran. Hatte der Strom nicht die erforderliche Fahrtiefe, dann wurde zuvor ausgeladen und die Waren durch Bauern aus Hüntel und Hemsen zu Wagen weitergeschafft.“

Im 13. und 14. Jahrhundert sicherte der Landesherr aus Münster den Verkehr auf der Ems durch befestigte Marktorte, Burgen und Zollstätten, während die friesische Schifffahrt sich nach und nach auf den auch für die Wattfahrt nutzbaren Teil des unteren Stromgebietes beschränkte.

Hand in Hand mit dieser Entwicklung ging die Herausbildung eines eigenen Fahrzeugtyps für die mittlere Ems vor sich. Es entstand die Emspünte, die entweder getreidelt oder gesegelt werden konnte. Sie übernahm zum großen Teil den Emsverkehr zwischen Meppen und Emden.
Die Schiffer konzentrierten sich nach und nach in den beiden Emsdörfern Rhede und Haren. Wenn der Wind ungünstig stand und die Treidelpferde aus irgendeinem Grunde ausgefallen waren, zogen die Püntker die Pünte oftmals selbst.

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Postkarte aus dem Jahre 1904: Emsbrücke, links Pünte mit Spitzsegel           
(Bildvorlage: Maria Esders)

Trotz der ungünstigen Auswirkungen des Stapelzwanges in Emden nahm die Emsschifffahrt im 16. Jahrhundert einen überraschend günstigen Verlauf. Westfälische Kaufleute erschienen in steigendem Maße in Emden, um dort die Ausfuhrgüter ihrer Heimat wie Eisen, Leinen und Quadersteine gegen englisches Tuch, norwegischen Fisch und Ostseegetreide einzuhandeln. Den Transport dieser Güter auf der Ems übernahmen die Püntker aus Rhede und Haren, die 1573 z.B. eine Million Pfund Stockfisch aus Bergen von Emden nach Meppen brachten.
Auch durch den Niederländisch-Spanischen Krieg, der den Binnenhandel der meisten niederländischen Seehäfen lahm legte, erhielt die Wasserverbindung Emden mit Westfalen eine Fülle von Transportaufgaben. Die 1583 erschienene Püntkerordnung gab dem Warentransport der Emsschifffahrt erstmalig auch den erforderlichen rechtlichen Rahmen.
Schwere Rückschläge konnten jedoch nicht ausbleiben, wenn die Kriegsereignisse unmittelbar auf das Stromgebiet der Ems übergriffen.

Zu der Zeit war die Ems sich selbst überlassen. Sie änderte häufig ihren Lauf und befand sich im Zustand größter Verwilderung. Zahlreiche Altarme sind noch heute Zeugen dieser Veränderungen. Wegen des Fließsandes selbst und wegen der abbrüchigen Ufer konnte sich auf der Ems nie die Schifffahrt in dem Ausmaß entwickeln, wie auf der Elbe oder der Weser.