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Harener Pünte im Meppener Hafen „künstlerisch frei“, Farbiges Wandbild von Neuhaus (1958)
(Bildvorlage: Hansa Apotheke, Meppen, M. Kerckhoff)

Auf der über 100 km langen „Oberen“ Ems bis Greven ließ der Fluss nur in Ausnahmefällen einen Schiffsverkehr zu, denn das Flussbett war von zahlreichen Klippen, Sandbänken und Bäumen durchsetzt. Die „Mittlere“ Ems bis Papenburg konnte im oberen Teil nur bei Hochwasser befahren werden und war dadurch natürlich erheblich eingeschränkt. Bis 1815 war die Ems daher im Wesentlichen nur bis Meppen für die Schifffahrt nutzbar.

Die Emsschiffahrt im Bereich der „Unteren“ Ems war besonders durch die Gezeiten der Nordsee behindert. Fahrtrinnen änderten sich häufig, so dass sich die Schiffe immer wieder festfuhren. Der Unterlauf der Ems und die ostfriesischen Kanäle wurden vorwiegend von Mutt­schiffen und Tjalken befahren. Muttschiffe sind kleine einmastige Flussschiffe mit flachem Boden, während die ­Tjalken bereits Küstenfahrzeuge sind, die vorn und hinten rundlich stumpf zulaufen. Vereinzelt wurden auch Poggen benutzt. Nach amtlichen Listen aus dem Jahr 1870 ver­sahen 58 Pünten, 97 Mutten und 25 Tjalken ihren Dienst auf der Ems.
Den Mittellauf der Ems einschließlich der Hase beherrschte vom 16. Jahrhundert bis 1910 die Emspünte, auch Harener Pünte genannt. Trotz der fast unüberwindbaren Schwierigkeiten versuchten die Harener Püntenschiffer immer wieder den Verkehr auf der Ems aufrechtzuerhalten, um dadurch ihre Existenz zu sichern. Eines der ältesten bekannten Schriftstücke, datiert vom 08.01.1575 enthält Namen von 37 Püntkern aus Haren. Vermehrt tauchen die Namen dann in Schriftstücken, Urkunden und Frachtverzeichnissen auf.

Da die Pünte getreidelt wurde, d.h. von einem Pferd gezogen werden musste, führte entlang dem Flussufer ein Pfad. Er wurde „Linen-Pat“ genannt, der sich durch das häufige Benutzen gebildet hatte. Das Treideln gab häufig Anlass zu Unstimmigkeiten zwischen den Püntkern und Eigentümern der Uferwiesen, da nämlich die Pferde beim Rasten auf den Wiesen weideten. So ist folgende Episode aus dem Jahre 1572 bekannt: „Die Bauern von Greven
i. W. beschwerten sich bei ihrem Landesherrn, dem Fürstbischof zu Münster, über die Harener Püntker, deren Pferde das Gras der Wiesen zertraten. Die Harener Schiffer schrieben darauf an Churfürstliche Gnaden als Bischof zu Münster, dass sie seit undenklichen Zeiten diesen Weg als Treidelweg benutzt hätten.“

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Harener Pünte auf dem Ems-Vechte-Kanal; die Pünte wird getreidelt    
(Foto: Sammlung Schifffahrtsmuseum)